Einleitung: Digitalisierung verändert das Lernen
Die Bildungswelt befindet sich in einem raschen Wandel. Digitale Lernplattformen, mobile Endgeräte und KI gestützte Systeme prägen den Alltag von Lernenden. Laut aktuellen Lernstatistiken (Stand: 6. April 2025) wird der weltweite E‑Learning‑Markt bis 2026 auf rund 400 Milliarden USD anwachsen. Über 68 Prozent der Studierenden in der EU nutzen regelmässig digitale Lernplattformen, und 64 Prozent der Lernenden greifen beim Lernen zum Smartphone. Kurze Lernmodule (Microlearning) und spielerische Elemente (Gamification) werden zunehmend geschätzt, weil sie Lernen flexibel, interaktiv und motivierend gestalten. Dieser Beitrag zeigt, wie Microlearning und Gamification im Mathematikunterricht und in der Online Nachhilfe eingesetzt werden können und wie sie sich mit dem Lehrplan 21 vereinbaren lassen.
Was ist Microlearning?
Microlearning beschreibt das Aufteilen von Lerninhalten in sehr kurze Einheiten von wenigen Minuten. Laut dem LinkedIn Learning Report 2024 bevorzugen 58 Prozent der Lernenden Einheiten unter zehn Minuten. Diese kompakten Lernhäppchen lassen sich leicht in den Alltag integrieren und passen zu der mobilen Nutzung durch Schülerinnen und Schüler. Microlearning unterstützt die gezielte Wiederholung und festigt Grundlagen, was besonders im Fach Mathematik wichtig ist. Für die Online Nachhilfe ermöglicht Microlearning, einzelne Themen präzise zu trainieren und an individuelle Wissenslücken anzupassen.
Gamification als Motivationstreiber
Gamification bedeutet das Einbinden spieltypischer Elemente wie Punkte, Badges, Level oder Ranglisten in Lernprozesse. Studien zeigen, dass Gamification die Verweildauer auf Lernplattformen um bis zu 30 Prozent erhöht. Interaktive und visuelle Formate verbessern das Verständnis – 83 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer verstehen Lerninhalte besser, wenn diese visualisiert oder interaktiv aufbereitet sind. Durch spielerische Elemente werden Schülerinnen und Schüler motiviert, regelmässig zu üben und Fortschritte zu verfolgen. Für die Online Nachhilfe können kleine Wettbewerbe (z. B. Quizduelle) oder Sammelabzeichen für absolvierte Module die Lernfreude steigern.
Bezug zum Lehrplan 21
Der Lehrplan 21 definiert für den Fachbereich Mathematik drei Kompetenzbereiche: «Zahl und Variable», «Form und Raum» sowie «Groessen, Funktionen, Daten und Zufall». Er betont zudem prozessbezogene Kompetenzen wie «Operieren und Benennen», «Erforschen und Argumentieren» sowie «Mathematisieren und Darstellen». Digitale Medien sollen diese Kompetenzen unterstützen und Lernprozesse individualisieren. Microlearning erlaubt es, einzelne Kompetenzen gezielt zu trainieren, während Gamification die Motivation und das Explorieren fördert. Wichtig ist, dass digitale Tools als Mittler zwischen Lernenden und Lerngegenstand dienen und nicht Selbstzweck sind.
Praktische Tipps für den Mathematikunterricht und die Online Nachhilfe
- Kleine Lerneinheiten planen: Inhalte in kurze Module von fünf bis zehn Minuten gliedern. Jede Einheit sollte ein klar definiertes Lernziel (z. B. Bruchrechnen, lineare Funktionen) haben und mit einem kurzen Übungsteil abschliessen.
- Interaktive Tools einsetzen: Programme wie GeoGebra, Quizlet, Kahoot oder LearningApps eignen sich hervorragend für Mikroübungen. GeoGebra visualisiert geometrische Zusammenhänge, während Quizlet oder Kahoot schnelle Quizrunden für Repetition und Gamification ermöglichen.
- Gamification gezielt nutzen: Belohnungssysteme (Punkte, Badges oder Levels) motivieren Schülerinnen und Schüler. In der Online Nachhilfe können Tutorinnen und Tutoren gemeinsam mit den Lernenden Ziele definieren und für erreichte Fortschritte Abzeichen vergeben.
- Differenziertes Material anbieten: Gemäss Lehrplan 21 und guter Unterrichtspraxis sollten Aufgaben in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen (A/B/C) sowie spezielle Aufgaben für DaZ‑Lernende bereitgestellt werden. Microlearning‑Module können hier passgenau zugeschnitten werden, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen.
- Visualisierung und Gamification kombinieren: Lernvideos, Animationen und interaktive Grafiken erhöhen das Verständnis und lassen sich mit spielerischen Elementen verknüpfen. So kann beispielsweise ein Video zur Flächenberechnung durch ein anschliessendes Quiz ergänzt werden, bei dem Punkte gesammelt werden.
- Reflexion integrieren: Nach Abschluss einer Einheit sollten Lernende kurz reflektieren, was sie verstanden haben. Digitale Tools können hierfür kurze Fragebögen oder Selbsttests bereitstellen.
- Datenschutz beachten: Beim Einsatz digitaler Lernplattformen müssen die Anforderungen des Schweizer Datenschutzrechts (DSG) und der DSGVO eingehalten werden. Verwenden Sie nur datenschutzkonforme Tools und klären Sie die Schülerinnen und Schüler über die Datenverarbeitung auf.
Fazit
Microlearning und Gamification sind zwei wirkungsvolle Ansätze, um den Mathematikunterricht und die Online Nachhilfe abwechslungsreicher und motivierender zu gestalten. Kurze, mobil abrufbare Lernmodule und spielerische Elemente passen zur heutigen Lernkultur, in der flexibles, personalisiertes Lernen im Vordergrund steht. Gleichzeitig lassen sie sich gut mit dem Lehrplan 21 vereinbaren und fördern zentrale Kompetenzen. Für Tutorinnen und Tutoren sowie Lehrpersonen bietet sich die Chance, digitale Medien sinnvoll einzusetzen, um Schülerinnen und Schüler nachhaltig für Mathematik zu begeistern.

Bemerkungen